Es ist der 19.09. Silvi ist Richung Rotterdam verschwunden und wir sitzen am Steg vor der Schleuse. Wenn wir jetzt Silvi anrufen und zurück ordern, müssen wir wieder Termine finden und das Wetter ist jetzt grandios, soll aber nicht so bleiben.
Schaffen wir es die Lorbas noch nach Braunschweig zu bekommen? Wir sind ratlos und schippern erstmal zurück zum Hafen Bruinisse und zu unserm heimischen Steg, um die Lage zu besprechen und Lösungen zu finden.
War das erste Anlegen am Steg der Schleuse noch etwas rumpelig gewesen, gelingt das Anlegen im Hafen jetzt schon besser und wir bieten keinen Grund für die wenigen anwesenen Bootseigner um von ihrem Tun abzulassen, um sich dem Hafenkino hinzugeben.
Für Detlef gibt es keinen Grund jetzt Silvi wieder zurück zu beordern, wir müssen das jetzt durchziehen. Die Aussicht auf ein paar Tage Auszeit bei bestem Wetter lassen uns zu der Erkenntnis kommen: “Wir bleiben hier und warten” die Termine, die dann anstehen müssen verschoben werden. Detlef hatte noch keine wirkliche Auszeit in diesem Jahr gehabt und ich hatte eigentlich durch den Ellenbogenbruch mehr als genügend freie und ruhige Tage gehabt, allerdings waren diese auch weit von genießen entfernt. Unsere Entscheidung wurde auch durch den Verzehr des mitgebrachten Bieres und dem einhergehenden euphorischen Gefühl, das Hopfen in der Verbingung mit Alkohol hervorruft, erleichtert.
Detlef muss Medikamente nehmen und hat nur etwas mehr als ursprünglich nötig geplant mitgenommen, jetzt sind es aber fünf Tage mehr, Alex wird diese zum Hafen senden und so ist das Hauptproblem für ihn erledigt. Einige Arzttermine sind schnell verschoben und wir können uns auf den Abend mit Bier, Radio Brandenburg und einige Köstlichkeiten unserer Verpflegung freuen und den “lieben Gott einen guten Mann sein lassen”. Da wir beide unsere Kojen Mittschiffs haben erlebe ich des Nachts, trotz der beruhigenden Wirkung des Hopfens, Baumfällarbeiten großen Stils. Ich werde lernen mich in der kommenden Zeit damit abzufinden und als besondere Kunst: es zu akzeptieren.
Der erste Morgen unserer Auszeit begrüßt uns mit dem wunderbaren Sonnenschein und der Ruhe für den Zeeland so berühmt ist und von allen Seiten gelobt wird.
Wer jetzt Detlef etwas näher kennt, weiß, dass für ihn Ausruhen und Entspannen etwas anders aussehen als gemeinhin und als es in den Duden und Lexika, als es diese noch gab, beschrieben wird. Nachdem er sein Frühstück genossen hat, ich versuche mich seit längerem mit 16/8 mit durchaus Erfolg, wir er unruhig und stellt fest, das es jetzt unbedingt angebracht ist das Deck zu reinigen. Da ich von anderen Diskussionen mit ihm gelernt habe und mir sicherlich auf meinen Einwand: “Ich finde es recht sauber”, entgegnet würde: “Oberflächlich betrachtet ja, hätte nie gedacht, das Du das Boot so verkommen lassen willst”, nehmen wir die Schrubber aus den Backskisten und rollen den Schauch von der Wasserstelle des Stegs ab und schließen Ihn an den im Steg verstecken Wasseranschluss an. Albert (Name geändert), der Vorbesitzer, hat für jede erdenkliche Fuge oder Oberfläche einen Schrubber an Board, so das der Sülrand von den Algen befreit werden kann, sowie das Oberschiff jetzt wieder in der Sonne Zeelands blitzt.
Das nur Detlef auf den Bildern zusehen ist, liegt an seiner noch ausbaufähigen Einstellung zur Dokumentation und der Ansicht: “das jetzt dafür keine Zeit sei”. Selbst als ich später auf der Reise mich für ein Foto fast das Bein breche, hat er wenig Verständnis dafür und sieht sich noch eher in seiner Einstellung bestätigt.
Den Nachmittag genießen wir und kommen zu dem Schluß, dass die Aufbaubatterie, die seit 2009 ihren Dienst verrichtete ausgetauscht werden sollte. Also hin zum Jachtausrüster im Hafen und eine Neue Batterie gekauft, die alte können wir nach dem Austausch dort zum Entsorgen hinbringen.
Später werden wir froh sein die Batterie ausgetauscht zu haben. Ein Gang im Hafen ist immer spannend. Jetzt wo immer mehr Boot ins Winterlager genommen werden entdecke ich so manchen Klassiker und gerate ins schwärmen. Das Leben im Hafen schafft es auch bei Detlef sich zu entspannen:
Ganz langsam entschleunigen wir uns und genießen unseren Zwangsurlaub
Fortsetzung folgt…….